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Von Stephan

Wer zum Fußballspiel in eine höhere Liga geht, kennt die Transparente, Choreos genannt, die die Fangruppen bisweilen vor Spielbeginn hochhalten. Viel Arbeit steckt drin und meistens auch einiges an Humor – die Beschimpfung des Gegners oder die Preisung des eigenen Teams sind im Normalfall der Inhalt. Der einfache Fan bastelt sich einen so genannten Doppelhalter, zwei Stöcke mit Bettlaken, den er zu vielen Spielen mitbringt und ebenfalls zum Einlauf nach Torerfolgen hochhält. Pech, wenn man gerade hinter so jemanden steht, aber das ist nun einmal Fußball im Stadion.

Großbildansicht cottbusfans2.jpg (106.9 KB)
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Ein Dresdner "Zigeuner"-Transparent gegen Cottbus
Was sich zuweilen aber in diese Fankultur mischt, sind anrüchig-bräunliche Tupfer. Auf dem Doppelhalter ein geheimes Nazisymbol, vielleicht ein Keltenkreuz, oder etwas deutlicher auf angehängtem Beispiel, das den sympathischen Verein Energie Cottbus beschimpft.

Den sympathischen Verein Energie?, der als einer der wenigen DDR-Klubs seinen Namen behalten hat?, der aus geringen Mitteln den Aufstieg aus der dritten Liga ganz nach oben geschafft hat und sich drei Jahre in der Bundesliga hielt?
Beim Spiel gegen die gleichfalls nicht umbenannten Dynamos in Dresden kam es zum vorläufigen Tiefpunkt in dieser Richtung. Neben einigen Feuerwerkskörpern aus der Cottbuskurve wurde zu Beginn kurz ein Transparent hochgehalten mit zwei Davidsternen mit dem Dresdner Autokennzeichen sowie dem Wort Juden, bei dem das D durch das D des Vereinswappens von Dynamo ersetzt wurde.

Großbildansicht cottbusfans_0625.jpg (197.4 KB)
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Das Cottbusser "Juden"-Transparent gegen Dresden
Es ging dabei weniger um Bedrohung und Einschüchterung jüdischer Dynamofans, dies wurde als Nebeneffekt so mitgenommen, schließlich verfügen die gleichfalls rechten Dynamos aus bekannten Gründen über keine nennenswerte jüdische Fangruppierung (soweit mir und damit mit Sicherheit auch den Dumpfbacken der Lausitz bekannt ist), das Wort Juden dient als Beleidigung des Faschomobs in den anderen Vereinsfarben.

Interessant ist allerdings die Frage, wie dieses Plakat hineingebracht wurde. In höheren Ligen sind Personenkontrollen vorgeschrieben, jeder Verein, der schon einmal 10.000,- € Strafgelder zahlen musste, weil die Gästefans mit Gegenständen warfen, achtet penibel darauf, das solches nicht passiert. Ein mitgebrachtes Banner dieser Größe muß vor dem Stadioneintritt ausgerollt und besichtigt worden sein – alle gemachten Erfahrungen meinerseits sprechen dafür. Der Sicherheitsdienst, der zudem noch einige Feuerwerksraketen übersah, kam gleichfalls aus Cottbus und sollte sich jetzt endgültig für diese Aufgabe disqualifiziert haben.

Man muß zur Ehrenrettung vieler Cottbusfans einen offenen Brief des Fanprojektes erwähnen, in dem um Entschuldigung für dieses Banner gebeten wurde – messt sie an ihren Taten und wartet ab, ob der FC Energie wirklich unter seinen faschistischen Fans und Ordnern aufräumen kann.


Link zum Thema:

- der offene Brief und das Forum der Fans zum mitdiskutieren.


 
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Inhalt (Text, keine Bilder und Medien) als Creative Commons lizensiert (Namensnennung [Link] - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen), Verbreitung erwünscht. Weitere Infos.
 


 
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  Kommentar zum Artikel von Stephan:
Sonntag, 02.04.2006 - 04:03

Neufassung Artikel 55 FIFA Disziplinarreglement (Nicht-Diskriminierung)

(FIFA.com) 29 Mrz 2006

AN DIE MITGLIEDER DER FIFA
Zirkular-Nr. 1026

Zürich, 28. März 2006
GS/pmu

Neufassung Artikel 55 FIFA Disziplinarreglement (Nicht-Diskriminierung)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Kampf gegen jede Art von Diskriminierung ist seit jeher ein ernstes Anliegen für die FIFA. Leider mussten wir in jüngster Zeit feststellen, dass diskriminierende Gesten und Äusserungen anlässlich von Fussballspielen immer mehr zugenommen haben. Um dieser bedauerlichen Entwicklung entschieden entgegen zu wirken, hat das FIFA-Exekutivkomitee anlässlich seiner Sitzung vom 16./17. März 2006 beschlossen, die bestehenden Sanktionen gemäss Artikel 55 FIFA Disziplinarregelement (FDC) zu verschärfen.

Somit sieht Artikel 55 Abs. 1 bei diskriminierenden und/oder menschenverachtenden Äusserungen oder Verhalten neben einer Spielsperre von mindestens 5 Spielen auf allen Ebenen und einem zusätzlichen Stadionverbot nunmehr auch eine Geldstrafe von mindestens CHF 20'000 vor. Bei einem Offiziellen beträgt die Geldstrafe mindestens CHF 30'000.

Ebenso wird ein Verband bzw. Klub mit einer Geldstrafe von CHF 30'000 sanktioniert, wenn seine Anhänger während eines Spiels Transparente mit diskriminierenden Aufschriften entrollen oder sich auf andere Weise diskriminierend oder menschenverachtend verhalten. Können die Zuschauer keiner Verbandsmannschaft oder keinem Klub zugeordnet werden, ist in jedem Fall der organisierende Verband oder Heimklub entsprechend zu sanktionieren.

Das Stadionverbot für Zuschauer von mindestens 2 Jahren bleibt bestehen (Abs. 3).

Neu ist jedoch gemäss Absatz 4 der Bestimmung, dass bei diskriminierendem oder menschenverachtendem Verhalten eines Spielers, Offiziellen oder Zuschauers, das einer Mannschaft zugeordnet werden kann, der betreffenden Mannschaft bei einem ersten Vergehen automatisch drei Punkte abgezogen werden. Bei einem zweiten Vergehen werden sechs Punkte abgezogen; bei einem weiteren Vergehen erfolgt die Relegation der Mannschaft. Bei Spielen ohne Punktvergabe erfolgt die Disqualifikation.

Die Konföderationen und Verbände sind verpflichtet, diese Bestimmung entsprechend in ihre Disziplinarreglemente/Satzungen aufzunehmen und die Sanktionen zu vollziehen. Bei Verletzung dieser Bestimmung wird der betroffene Verband für zwei Jahre vom gesamten internationalen Spielbetrieb ausgeschlossen (Absatz 5).

Die Neufassung von Artikel 55 FDC tritt per sofort in Kraft. Den vollständigen Wortlaut der Neufassung von Artikel 55 FDC finden Sie in der Anlage.

Wir dürfen Sie somit höflich bitten, die entsprechenden Änderungen zur Kenntnis zu nehmen und Ihren Mitgliedern bekannt zu geben. Des weiteren sind die Neuerungen von Artikel 55 FDC auf Verbandsebene entsprechend umzusetzen.

Mit freundlichen Grüssen,
FEDERATION INTERNATIONALE
DE FOOTBALL ASSOCIATION
Urs Linsi
Generalsekretär

Kopie an:
- FIFA-Exekutivkomitee
- Konföderationen


  Kommentar zum Artikel von hw:
Donnerstag, 19.01.2006 - 13:06

KJÖ Braunau: Fußballplatz darf nicht zur Spielwiese von Neonazis werden!

Weil Braunau weder Nazi-Schläger noch Hitler-Pilger braucht!
von Link ...jetzt anmelden!

Nun war es wieder einmal soweit: Braunau landesweit in den Medien. Wie unschwer zu erraten ging es wieder einmal um die unselige Verbindung zwischen dem schweren historischen Erbe der Stadt und den Nazis von heute. Mitglieder des Braunauer Fußballfanclubs „Bulldogs“ besuchten das ehemalige KZ Mauthausen, ließen sich dort beim Hitlergruß ablichten und stellten die Fotos anschließend auf ihre Homepage. Eine Geste also, die an Dummheit, Niedertracht und Menschenverachtung nicht zu übertreffen ist, worüber sich auch die übergroße Mehrheit der Braunauer Bevölkerung einig ist. Es war nicht das erste Mal, dass die „Bulldogs“ durch derartige Aktionen auffielen. Bei Auswärtsspielen kann es schon einmal vorkommen, dass Mitglieder des Fanclubs beim Betreten des Stadions die rechte Hand heben, nicht nur einmal erklang auch der ‚Schlachtgesang’ „Wir sind die Jungs aus der Hitlerstadt!“. Auch bei der von der Kommunistischen Jugend Braunau organisierten antifaschistischen Kundgebung im Jahr 2004 kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Demonstranten und einem Neonazi, der ein T-Shirt der „Bulldogs“ trug.

Die KJÖ sieht nun Handlungsbedarf beim Fußballverein FC Braunau (ehemals SV Braunau). Von den Verantwortlichen wurde in den vergangenen Jahren immer, wenn der rechtsextreme Teil ihrer Anhängerschaft in den lokalen Medien zur Sprache kamen, betont, der Verein haben nichts mit nationalsozialistischem Gedankengut zu tun. Bei diesem Lippenbekenntnis blieb es aber offensichtlich, wirklich unternommen hat man nie etwas. Besonders bedauerlich daran ist, dass dadurch auch sehr junge Fußballfans – oft noch keine 16 Jahre alt – mit erwachsenen Nazis in Berührung kamen und manche von ihnen durch deren Hetze angesteckt wurden. Daran, dass Faschisten den Fußballplatz als Entladungszone für ihren Hass sowie als Rekrutierungsfeld für ihren Nachwuchs nutzen, kann niemand in Braunau interessiert sein. Die Fußballfans nicht, die bestimmt gerne auf die ‚Schlachtgesänge“ der Rechten verzichten können, der Verein nicht, der bestimmt auch nicht überall, wo er hin kommt, als „Nazi-Truppe“ Schlagzeilen machen will und auch nicht die Braunauer Bevölkerung, die bestimmt nicht ständig in den Medien mit Hitler in Verbindung gebracht werden will. Deshalb fordern wir ein hartes Vorgehen und null Toleranz gegen die Verantwortlichen von derartigen Exzessen – vom Verein, von der Exekutive und auch von den Fußballfans selbst. Faschismus darf nicht als Kavaliersdelikt betrachtet werden, er ist ein Verbrechen. Die Mitglieder der „Bulldogs“ sollten es eigentlich wissen, nachdem sie im KZ Mauthausen waren.

Gleichzeitig sieht KJÖ Braunau diese Vorkommnisse auch als einen Auftrag. Wir werden unsere antifaschistische Aufklärungsarbeit und unseren Kampf gegen jede Form von Faschismus und Rassismus weiterhin fortsetzen und noch verstärken. Weil Braunau weder Nazi-Schläger noch Hitler-Pilger braucht!




  Kommentar zum Artikel von bajazzo:
Donnerstag, 12.01.2006 - 16:17

Na denn - "willkommen bei Freunden"!
Mehr fällt mir dazu nicht mehr ein #%$?!